Ingwer selber anbauen, in unserem Klima? Ja, das geht. Sogar erstaunlich einfach. Knolle in die Erde und nach 10 Monaten wieder ausgraben. Ob's funktioniert?
Wieso Ingwer?
Ingwer: Eine sagenhafte Knolle, die wir vorallem aus asiatischen Gerichten kennen. Die im Rhizom (umgangssprachlich häufig als Wurzel bezeichnet) enthaltenen Gingerole machen den Ingwer scharf und sorgen ausserdem für seine erwiesene Wirkung bei Erkältung, Übelkeit und Erbrechen. Und noch ein Bonus-Punkt: Ingwer schmeckt richtig gut.
All dies ist doch Grund genug, Ingwer auch einmal selber anzubauen. Angeblich ist dies nämlich ganz leicht und praktischerweise ist der Ingwer gerade zum Start der Erkältungs-Saison erntereif.
Ingwer einpflanzen
08.02.2017
Der beste Zeitpunkt zum Einpflanzen von Ingwer ist der späte Winter oder der frühe Frühling. Heute ist der 8. Februar: Ideal zum Starten.
Starthilfe unterwasser
Ingwer zu vermehren soll ja ganz einfach sein: Knolle in die Erde und acht bis zehn Monate später wieder ausgraben. Mal sehen. Zuerst lege ich den Ingwer (handelsüblicher Ingwer aus dem Supermarkt) für 24 Stunden in warmes Wasser ein, damit er sich damit richtig schön vollsaugen kann. Dies soll als Starthilfe dienen.
Ab in den Topf...
Schauen wir uns den Ingwer genauer an, erkennen wir "Augen", wie die der Kartoffel. Aus diesen Augen spriessen später die Keime, aus denen der über der Erde sichtbare Teil des Ingwers wird. Diese späteren Blätter sind übrigens auch essbar und werden bei asiatischen Gerichten gerne als Garnitur verwendet.
Ich teile meine drei Ingwerstücke auf zwei Töpfe auf: Die zwei grossen in einen grossen und das kleine in einen kleinen. Die Töpfe fülle ich jetzt bis fast nach oben mit Anzuchterde und drücke diese ein wenig an. Blumenerde geht auch, am besten mit Kompost gemischt. Nun stecke ich die Knollen einfach in die Erde: Mit den Augen nach oben.
Jetzt nur noch zudecken: Wenig Erde darüber, auf keinen Fall tief eingraben. Ich gebe nur so viel Erde darüber, dass die Knollen knapp komplett eingegraben sind (ca. 1 - 2 cm).
Der richtige Platz
Ingwer wächst in tropischem Klima am besten: warm und feucht. Er mag viel Licht. Der beste Platz ist wohl eine Fensterbank an einem Fenster an der Südseite. Und genau da stelle ich den grossen Topf auch hin.
Den kleinen stell ich in mein Terrarium. Da herrscht ohnehin tropisches Klima: Konstante Wärme und eine hohe Luftfeuchtigkeit. Ein Platz an der "künstlichen Sonne" hat der Ingwer da auch. Ich bin gespannt, ob man einen Unterschied der verschiedenen Standorte bemerken wird...
Die Erde sollte immer feucht, aber nie nass sein. Ich gebe einmal täglich Wasser mit der Sprühflasche. Über den Topf, der an der Fensterbank steht, spanne ich Frischhaltefolie, um die Feuchtigkeit im Topf zu behalten.
Da Ingwer hier so oder so langsamer gedeiht als in den Tropen, kann es durchaus mehrere Wochen dauern, bis die ersten Keime sichtbar sind. Jetzt heisst es abwarten. Update folgt...
Update #1 - Es keimt
17.02.2017
Heute, am 17. Februar hat das Ingwerpflänzchen die Erdoberfläche durchstossen. 9 Tage hat's gedauert. Nicht schlecht, wenn man bedenkt, dass es auch mehrere Wochen dauern kann. Das Rennen hat übrigens der Topf am Fenster gemacht. Die Wärme ist wohl wichtiger, als die hohe Luftfeuchtigkeit.
Der Topf kommt jetzt ein wenig weiter nach hinten, damit das Pflänzchen die nicht der direkten Sonne ausgesetzt ist. Von jetzt an kommt die Plastikfolie nicht mehr über den Topf und gegossen wird mit der Giesskanne, nicht mehr per Sprühflasche.
Update #2 - Trauermückenbefall...
09.03.2017
Gut ein Monat ist vergangen, seit ich die Knollen in die Erde gedrückt habe. Mittlerweile hat auch die zweite Knolle im grossen Topf gekeimt und den Kopf aus der Erde gestreckt. Aus den Knospen sind sogar schon kleine Pflänzchen geworden. Auch der Nachzügler im Terrarium hat es mittlerweile geschafft.
Trauermücken - kleine Schädlinge
Leider musste ich feststellen, dass der Ingwer von Trauermücken befallen wurde. Diese kleinen Mücken zeigen sich gerne in zu feuchten Kulturen. Offenbar habe ich es mit dem Giessen etwas zu gut gemeint...
Trauermücken sind winzig und sehen auf den ersten Blick aus wie Fruchtfliegen. Sie sind sowohl für Menschen als auch für die Pflanzen unschädlich, legen jedoch ihre Eier in den feuchten Boden. Die daraus schlüpfenden Larven ernähren sich von den Wurzeln der Pflanzen und schädigen diese so stark.
Trauermücken sind winzig und sehen auf den ersten Blick aus wie Fruchtfliegen. Sie sind sowohl für Menschen als auch für die Pflanzen unschädlich, legen jedoch ihre Eier in den feuchten Boden. Die daraus schlüpfenden Larven ernähren sich von den Wurzeln der Pflanzen und schädigen diese so stark.
Trauermücken bekämpfen
Gelbtafeln
Das wohl bekannteste Mittel gegen Trauermücken sind Gelbtafeln. Gelbe Dreiecke, die in die Erde gesteckt werden. Die ausgewachsenen Trauermücken bleiben daran kleben und können keine Eier mehr in die Erde leben. Damit ist das Problem aber nur halbgelöst: Einerseits werden die Gelbtafeln vermutlich nicht alle ausgewachsenen Trauermücken erwischen, andererseits befinden sich wahrscheinlich bereits Larven in der Erde
Umtopfen
Wenn keine ausgewachsenen Trauermücken mehr zu sehen sind, kann man die Larven mit Umtopfen loswerden. Die Pflanzen aus der Erde nehmen und die Wurzeln vorsichtig aber gründlich mit lauwarmem Wasser abspülen. Die Erde muss komplett entsorgt und der Topf gründlich ausgespült und geputzt werden. Danach können die Pflanzen wieder in neuer Erde zurück in den Topf. Jetzt sollte eigentlich keine Spur mehr von den Larven und Mücken übrigbleiben.
Hausmittel
Ist das Umtopfen nicht möglich, können auch Streichhölzer oder Knoblauch helfen. Beide machen sich dabei denselben Stoff zunutze: Schwefel. Dieser tötet die Larven. Dazu einfach Streichhölzer mit dem Kopf nach unten in die Erde stecken bzw. Knoblauch grob zerkleinern und über die Erde streuen. Über das Giesswasser verteilt sich nun der Schwefel in der Erde.
Würmer und Bakterien
Noch zuverlässiger macht man den Trauermückenlarven mit ihren natürlichen Feinden den Garaus. Fadenwürmer, oft als Nematoden bezeichnet, zerstören die Larven. Diese Nematoden kann man kaufen und über das Giesswasser verabreichen. Sie sind für Menschen komplett ungefährlich.
Auch das Bakterium Bacillus thuringiensis israelensis zerstört die Larven. Es kann ebenfalls als entsprechendes Präparat zum Verabreichen über das Giesswasser gekauft werden (z.B. StechmückenFrei von Neudorff).
Der entscheidende Vorteil dieser biologischen Mittel gegen Trauermücken besteht darin, dass sie leben und sich in der Erde vermehren. So eignen sie sich als dauerhafte Lösung: Trauermücken können nie mehr auftauchen.
Update #3 - Rückkehr der Trauermücken
12.04.2017
Wieder ein Monat ist vergangen. Die Ingwerpflanzen an sich gedeihen gut. Der Terrarium-Ingwer, der später das Licht der Welt erblickte, hat den Fensterbrett-Ingwer mittlerweile um einiges überholt. Das tropische Klima bekommt ihm wohl doch gut.
Die kleinen Stängel sind in diesem Monat um ein Vielfaches gewachsen und haben in regelmässigen Abständen grosse Blätter entwickelt.
Weniger gefreut hat es mich, als ich vor einigen Tagen wieder Trauermücken entdeckt habe... Ich habe den Ingwer vor einem Monat, beim letzten Befall, aus der Erde geholt, abgespült, die Erde fortgeworfen, den Topf ausgewaschen, neu gefüllt und die Knollen wieder reingedrückt. Ich weiss nicht, ob einige Larven überlebt haben, oder ob wieder neue aufgetaucht sind, aber diesmal packe ich das ganze anders an.
Wie auf dem oberen Bild sichtbar, habe ich mir Gelbtafeln geholt. Diese kann man einfach in die Erde stecken. Die Farbe zieht die Trauermücken an und der Kleber (insektizidfrei) macht ihnen den Garaus.
Damit ist das Problem aber nur halb gelöst, da sich immer noch Larven in der Erde befinden. Ich habe mir deshalb hier Nematoden bestellt. Wie oben bereits erwähnt, sind das Fadenwürmer, Sie zerstören die Larven im Boden.
Die Nematoden kamen in Form von hellem Granulat, welches man ins Giesswasser gibt (Verhältnis ist vermutlich von Produkt zu Produkt unterschiedlich, Anleitung beachten). Ich hoffe, dass das Trauermückenproblem damit endgültig gelöst ist.
Update #4 - Es gedeiht
23.08.2017
Nach der Behandlung mit Nematoden und Gelbtafeln waren die Trauermücken in relativ kurzer Zeit erledigt - und sie kamen auch nicht wieder.
In den letzten vier Monaten gedeihte der Ingwer prächtig. Im Sommer, ca. ab Mitte Juni, als es wirklich warm wurde, habe ich den Topf nach draussen gestellt. Das scheint den Ingwer nicht zu stören. Die Giessmenge habe ich auf zwei Mal pro Woche reduziert.
Nach einiger Zeit wurde die Pflanze immer heller. Ich habe daraufhin einfach etwas Kompost in die Oberfläche der Erde eingearbeitet. Die Farbe wurde danach wieder kräftiger.
Die zwei ursprünglichen Triebe scheinen mittlerweile abzusterben. Ich hoffe, das ist normal. Am Ende sollten ja alle Triebe eingehen, wenn der Ingwer "erntereif" ist. Es haben sich in den vier Monaten aber auch vier neue Triebe gebildet, welche noch kräftiger wachsen, als die ersten.
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